Samstag, 16. Februar 2013

Niemand feiert wilder als die Leute in Bahia


Ausser Rand und Band


Niemand feiert wilder als die Leute in Bahia, heisst es in Brasilien. Wer den Karneval in Salvador besucht, versteht, warum man das sagt. Heute geht das Fest zu Ende. Jetzt muss es nur noch bezahlt werden.

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Es ist heiss, es ist feucht, es ist laut, es ist eng. Da steht dieser Lastwagen, bestückt mit monströsen Boxen, 100'000 Watt Musikleistung. Auf dem Lastwagen steht Claudia Leitte, eine der bekanntesten Sängerinnen Brasiliens, und neben ihr steht Psy, der südkoreanische Rapper mit dem einen Lied, «Gangnam Style», das auf Youtube eine Milliarde Mal angeklickt worden ist. Er habe gehört, er sei recht bekannt hier in Brasilien, ruft er nun vom Vehikel hinunter, «also, könnt ihr ein bisschen lauter sein?» Dann setzt der Beat ein, und spätestens jetzt bestimmt da unten auf der Strasse die Masse, wohin es den Einzelnen verschlägt.
Tausende von Menschen, ein Meer von nassen, leicht bis kaum bekleideten Körpern, die sich aneinander vorbeiquetschen, sich schier erdrücken, ohne Schweiss als Schmiermittel ging es nicht. Man wird geschoben, es wird an einem gezogen, man wird mit Bier beschüttet, man lässt es geschehen. Es gehört dazu, ja es ist die Essenz des Karnevals von Salvador da Bahia.
«Sei der, der du sein willst»
Der Karneval bringt die Menschen zusammen, aber er teilt sie auch. Er teilt sie ein, in Arme und Reiche. Wer entweder sehr viel Geld hat oder die richtigen Beziehungen, der findet Platz auf einem der monströsen Lastwagen, auf denen die Bands spielen und die im Schritttempo durch die rappelvolle Strasse fahren, auf den Trios Elétrico. Wer nicht ganz so viel Geld hat, der kauft sich eine Abadá, ein farbiges T-Shirt, das als Ticket gilt. Von diesen gibt es zweierlei: Die einen erlauben einem, mit Hunderten bis Tausenden anderer Menschen vor oder hinter einem Lastwagen mitzulaufen, als Teil des «Bloco», durch Seile abgetrennt von der restlichen Masse. Die anderen sind das Eintrittsticket für eine Tribüne entlang der Strasse, ein paar Meter oberhalb des ganzen Wahnsinns und je nach Preis mit Essen und Bier, eigener Disco und Pediküre inklusive.
Wenn es morgens hell wird, verflüchtigt sich die Masse auf den Strassen Salvadors, die Menschen gehen nach Hause, zu Fuss oder mit dem Bus, viele auch mit dem Auto. Das ist für die meisten ein Risiko. In Brasilien gilt die Lei Seca, das «trockene Gesetz». Wer mehr als 0,1 Promille im Blut hat, bezahlt fast 1000 Schweizer Franken. Es gilt Nulltoleranz, ein Bier reicht. Doch die Polizei hat einen Gegner: den Jeitinho. Wer in Brasilien ein Auto und ein Smartphone besitzt, der hat auch die «Blitz»-App. Ein Programm, das anzeigt, wo sich gerade eine Polizeikontrolle befindet. Sieht jemand eine Kontrolle, vermerkt er sie, und bald wissen alle, welche Strasse es zu meiden gilt. 45 Autolenker wurden von Donnerstag bis Sonntag der vergangenen Woche, während der ersten vier Karnevalstage, von der Polizei mit Alkohol am Steuer erwischt – in ganz Brasilien.

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